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Nichtduale
Highlights # 19 31. März.2005 Editor: Hans Schulz
Zwei Verse aus der Vijnana Bhairava, übersetzt, kommentiert und
herausgegeben von Bettina Bäumer. In der Nummer 11 der
Nichtdualen Highlights wurde sie erstmals vorgestellt. Ihre
Kommentare erleichtern das Verständnis der konzentrierten Verse
enorm. Besonders interessant sind auch die Querverbindungen zu
anderen Texten und Kommentaren des Kashmirischen Shaivismus.
Bettina Bäumer, Vijñana Bhairava - Das göttliche Bewusstsein;
Grafing 2003
nitye
nirasraye sunye vyapake kalanojjhite I
bahyakase manah krtva nirakasam samaviset II 128
128.
Man konzentriere seinen Geist auf den äußeren Raum,
der ewig ist, ohne Grundlage, leer, alldurchdringend
und frei von Begrenzungen -
dann wird man in die Raumlosigkeit absorbiert.
Kommentar:
Die Grenzenlosigkeit des äußeren, leeren Raumes (akasa) ist
seit den Upanishaden die nächste erfahrbare Annäherung an das
Absolute, Brahman. Die Meditation über die Leere (sunya), die in
vielen dharanas beschrieben wird, erhält hier eine äußere
Hilfe, ohne die sie zu abstrakt wäre: Wenn man die Immensität
des äußeren Raumes betrachtet, kann man alle Eigenschaften des
Absoluten finden, wie Leere, Alldurchdringung, Unendlichkeit usw.
Wenn man darüber meditiert oder sich geistig darauf
konzentriert, wird der Sprung vom Raum in die Raumlosigkeit
möglich, d.h. dass man auch die letzte Stütze der Vorstellung,
den leeren Raum selber, hinter sich lässt. Die Unendlichkeit des
äußeren Raumes ist auch nur ein Bild für das vollkommen freie,
leere, grundlagenlose, weiselose Bewusstsein. Die äußere Leere
wird dann in die innere Leere absorbiert, der äußere Raum in
die innere Raumlosigkeit (nirakasa). Diese wird oft als
transzendente Leere (sunyatisunya) bezeichnet.
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yatra yatra
mano yati tattat tenaiva tatksanam I
arityajyanavasthitya nistarangas tato bhavet 11 129
129.
Wo immer sich das Denken hin bewegt,
eben dort soll man im selben Augenblick loslassen.
Da dem Denken dann die Grundlage entzogen wird,
wird es frei von Unruhe.
Kommentar:
Die Unruhe des Denkens besteht darin, ständig von einem
Gegenstand zum anderen zu wandern. Das wird hier mit einer
Wellenbewegung verglichen, denn der gegenteilige Zustand, wenn
das Denken zur Ruhe kommt, wird als "wellenlos"
bezeichnet. Die Methode, die dazu führt, ist ein
augenblickliches Loslassen des Gegenstands der Betrachtung, ohne
zum nächsten überzugehen. Zunächst kann sich das Denken auf
irgend etwas richten, doch ohne dabei haften zu bleiben soll es
sich davon abwenden. Durch dieses an nichts Haftenbleiben wird
dem Geist jede Grundlage entzogen, er kann sich nirgends
ausruhen. Wenn er so jede Stütze in irgendeinem Gegenstand
verloren hat, erlangt er einen Zustand frei von den Wellen der
Unruhe.
Lilian Silburn bezieht diese Übung auch auf ein Eintreten in die
Mitte (madhya) zwischen der Wahrnehmung eines Gegenstandes und
des nächsten. Der dadurch erreichte Zustand ist der gleiche. In
der Interpretation von Swami Lakshman Joo geht es darum, sich
schnell von einer Wahrnehmung oder einem Gedanken abzuwenden,
nicht dabei zu verharren, und sich so zu befreien von der
Identifizierung mit irgend einem Gedanken.
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