Nichtduale(n) Highlights Startseite
Nichtduale Highlights # 20 11. Mai 2005
Editor: Hans Schulz
Diese Ausgabe enthält zwei von mir übersetzte Texte: Ein Gedicht von Hafiz
von der Website Panhala und einen Textausschnitt von David Loy. Er wird
hervorragend dargestellt auf der Website von Munish B. Schiekel. Einge
Begriffe, wie etwa "symbolische Selbst-Bestätigung" und "Ersatz-Unsterblichkeit"
werden im Aufsatz: "Das
Vermeiden der Leere: Der Mangel eines Selbst in Psychotherapie und
Buddhismus" verständlicher.
Tiny Gods |
Winzige Götter Einige Götter, es sind die winzigen, sagen: "Ich bin nicht zugegen in deinen vibrierenden, feuchten Lippen, die unvermeidlich stranden an der goldenen Küste eines nackten Körpers." Einige Götter sagen, "Ich bin nicht das heilige Sehnen in der unerhörten Seele; Ich bin nicht die errötende Wange eines jeden Sterns und Planeten-- Ich bin nicht der anfeuernde Chef jener kostbaren Gruppen, die den ganzen Geist destillieren können zu einem vollkommen sich zusammenziehenden Juwel, wenn auch nur für einen Augenblick, auch wohne ich nicht in jedem Haufen süßen, warmen Dungs geboren aus der Großzügigkeit der Erde.." Einige Götter sagen, und diese müssen wir hängen, "dein Mund ist nicht geschaffen, um Seinen zu kennen, Liebe wurde nicht geboren, um die leuchtenden Sphären zu verschlingen." Meine Lieben, hütet euch vor den winzigen Göttern, von furchtsamen Menschen erschaffen, um betäubende Erleichterung in ihre traurigen Tage zu bringen. |
... Die zweite edle Wahrheit des Buddha identifiziert diese "suchende" Qualität des Geistes als Problem. Weil der Geist beschäftigt ist mit verschiedenen Arten des Greifens , kann er nicht seine formlose Natur erkennen....
Die Lösung für dieses Problem ist einfach aber nicht leicht.. Damit der formlose Geist seine ihm eigene Formlosigkeit und die daraus folgende Freiheit erkennen kann, müssen das durch die Denktätigkeit objektivierte Selbst-Empfinden und all dessen Projektionen in sich zusammenbrechen. Die Schwierigkeit besteht darin, wie man es vermeidet, aus diesem Zusammenbrechen in das Nicht-Suchen nur ein weiteres Ziel zu machen, welches das Ego anstrebt. Genau dies passiert im üblichen spirituellen Dualismus von Praxis als Mittel und Erleuchtung als Ziel. Die spirituelle Suche nicht willkürlich aufzugeben, ist die Alternative, denn der Wert dieser Suche besteht darin, alle Sehnsüchte und Anhaftungen, in die sich der Geist zersplittert hat, aufzugreifen und in einen Wunsch zu bündeln; die Auflösung dieses Wunsches kann alles Suchen beenden. Solange die formlose, ungeborene Natur des Geistes nicht klar verwirklicht wurde und nicht nur begrifflich erfasst, hält die unbewusste Suche nach symbolischer Selbstbestätigung und Ersatz-Unsterblichkeit an, denn die Angst vor Selbstverlust ist nicht völlig überwunden worden. Die einzige echte Lösung für den Geist besteht tatsächlich darin, sein Selbst zu verlieren: alles "loszulassen", mit dem er sich identifiziert hat, in den freien Raum zu fallen und dessen "Leere" zu erkennen. Da der formlose Geist immer formlos war und das Ego kein Ding ist, sondern nur eine bestimmte selbstreflexive Art des Denkens, ist nicht wirklich ein Tod (obwohl es emotional so erscheinen mag), sondern ein "Vergessen", wobei das Selbst-Empfinden sich auflöst.
Sich selbst zu studieren, bedeutet, sich selbst zu vergessen, sagt Dogen, aber "die Menschen fürchten das Vergessen ihres Geistes, weil sie Angst haben, in die Leere zu fallen mit nichts, das ihren Fall beenden würde. Sie wissen nicht, dass die Leere nicht wirklich leer ist, sondern das Reich des wirklichen Dharma" (Huang-po). Nach solch einem Fall bleibt übrig, was immer gewesen ist: ein formloser Geist, der philosophisch objektiviert werden kann als ein "Absolutes", der aber phänomenologisch ein Nichts ist, ein Nichts, das sich selbst nur erfahren kann, insofern es zu dem oder jenem wird, was es frei tun kann, da ihm nichts fehlt. Wenn es erkennt, dass es nichts ist und dass es nichts braucht, steht ihm frei, alles zu suchen.